MINI OSTBELGIEN Ein Geschenk der Bevölkerung an ihr Parlament |

Das Projekt

Ein Projekt von „Freunde von Muramba“ und „AVES-Ostkantone“ für das Areal am PDG

Ein Ostbelgien-Diversitätsbeet als Geschenk für 5o Jahre Parlament

Vor ziemlich genau 50 Jahren, am 23. Oktober 1973, wurde mit dem RDK ein erstes

deutschsprachiges Parlament in Eupen eingesetzt. Damit nahm der Prozess der Umwandlung

Belgiens in einen Föderalstaat auch in Ostbelgien konkrete Formen an. Erste Überlegungen,

Belgien eine andere Staatsstruktur zu geben, gehen bis in die 1950er Jahre zurück. In dieser Zeit,

nämlich 1955, wurde die Organisation „Freunde von Muramba“ gegründet. Nun schlägt die

Vereinigung ein spektakuläres Projekt zur Feier von 50 Jahre Parlament der Deutschsprachigen in

Belgien vor. Grundthema ist die Diversität, die sich auf unterschiedlichste Weise äußert, u.a. in der

Biodiversität.

In einer Feststunde wurde am 23. Oktober 2023 die Einsetzung des ersten deutschsprachigen

Parlamentes vor 50 Jahren gefeiert. Und zwar zwischen Kehrweg und Schorberg, wo das Parlament,

kurz PDG, seit genau zehn Jahren sein Zuhause hat. Die Zuständigkeit des PDG erstreckt sich auf die

neun deutschsprachigen Gemeinden, nämlich Eupen, Kelmis, Raeren, St.Vith, Lontzen, Bütgenbach,

Büllingen, Amel und Burg-Reuland (nach Einwohnerzahl geordnet). Seit 2014 ist die Deutschsprachige

Gemeinschaft für die Organisation, die Finanzierung und die Aufsicht der neun Gemeinden zuständig.

Ein Blumen- und Pflanzenbeet als Geschenk zu 50 Jahre PDG

Nun haben die „Freunde von Muramba“, deren eigentliches Betätigungsfeld im fernen Ruanda, im

Herzen Afrikas liegt, ein interessantes Projekt, sozusagen als Jubiläumsgeschenk für das PDG, auf die

Beine gestellt. Dass Ruanda erst kürzlich erneut in den Mittelpunkt der öffentlichen Wahrnehmung

rückt, und zwar in der politischen Debatte um die „Bewältigung“ der Migration, zeigt, dass die Welt

längst ein großes Dorf ist, wie es manchmal heißt.

Neun Gemeinden mit ihren Eigenheiten und lokale Flora spiegeln ostbelgische Diversität wider

Viele Tausend Kilometer entfernt, aber näher an uns dran, soll auf dem weitläufigen Gelände um das

Parlamentsgebäude in Eupen ein „Mini-Ostbelgien“ in Form einer Nachbildung der neun

deutschsprachigen Gemeinden als großes Blumen- und Pflanzenbeet entstehen. Die Initiatoren des

Projektes, die „Freunde von Muramba“ und „AVES-Ostkantone“, wollen die rund 1.300 qm große

Fläche mit hiesigen Steinen einfrieden und mit, für die ostbelgischen Gemeinden typischen Pflanzen,

Kräutern und Sträuchern begrünen. Die Vielfalt der Pflanzen steht dabei symbolisch für die

Biodiversität, die schließlich die Lebensgrundlage auch für die Spezies Mensch ist.

Die König Baudouin-Stiftung (KBS) hat sich über den Bürgerfonds Ostbelgien bereit erklärt, das

Projekt, bei entsprechender Gegenfinanzierung durch das PDG, finanziell zu unterstützen. Freddy

Genten zeichnet für die Koordination mit den Projektinitiatoren verantwortlich. Derzeit prüft die KBS,

ob ein spezifisches Spendenkonto eingerichtet werden kann. Dann können Privatpersonen,

Unternehmen oder Einrichtungen das Projekt ab Beträgen von 40 EUR aufwärts unterstützen und

dafür eine steuerlich nutzbare Spendenbescheinigung erhalten.

Ein Projekt von Bürgern, Gemeinden und Zivilgesellschaft für die Gemeinschaft

„Das Projekt versteht sich als ein Projekt der Bürgerinnen und Bürger für ihre parlamentarische

Vertretung. Deshalb rufen wir Menschen und Vereinigungen aus ganz Ostbelgien auf, sich mit ihren

Ideen, Vorschlägen, Angeboten, aber auch ihren Händen daran zu beteiligen“, so Georges Heck, der

für die Koordination des Projektes zuständig ist. Gleiches gilt für die Gemeinden. „Wir hoffen, dass

 

die Gemeinden uns mit ihrem Personal und den Maschinen ihrer Bauhöfe unterstützen. Wenn sie zu

viel Arbeit haben, gerne auch finanziell. Wir wollen vermeiden, dass das Projekt zu stark auf

öffentliche Fördergelder angewiesen ist“, so Gerhard Reuter von AVES-Ostkantone. An der

Kostenfrage war nämlich 2019 ein erstes Projekt zur Begrünung des Areals um das

Parlamentsgebäude gescheitert.

Für die Planung und die konkrete Bepflanzung der neun Flächen, die maßstabsgerecht die neun DG-

Gemeinden nachbilden, zeichnet Gerhard Reuter verantwortlich. Er war bereits in die Planung des

Projektes vor einigen Jahren eingebunden. „Es soll eine naturnahe und naturfördernde Bepflanzung

erfolgen“, so Reuter, „es werden Elemente zum Artenschutz eingebaut, gleichzeitig aber auch auf die

natürlichen Besonderheiten der jeweiligen Gemeinden hingewiesen“.

Offenheit: Jede Gemeinde ein Beet – und dazwischen Gehwege und Sitzmöglichkeiten

Das beginnt schon bei der Einfriedung des Areals mit einer ca. 50 cm hohen Mauer, die in

Trockenbauweise beispielsweise aus Blaustein aus Recht, fossilienhaltigem Gestein aus Burg-

Reuland, Galmei aus Kelmis oder Kalkgestein aus Eupen bestehen wird. An den Gemeindegrenzen ist

die Außenmauer durchbrochen: „Wir wollen keine Burg um Ostbelgien bauen. Im Gegenteil, es wird

ein offenes Areal werden, das auf vielfältige Weise mit seiner Umwelt kommuniziert, von den

Menschen genutzt wird und einladend wirkt“, so Georges Heck. Dazu werden zwischen den

einzelnen Gemeinden begehbare Wege angelegt. Die Besucher sollen explizit Teil des Ganzen

werden.

Hiesige Materialien und die Vielfalt ostbelgischer Flora – und Fauna

Das Material für das Pflanzenbeet soll aus Ostbelgien kommen. Angefangen bei der Pflanzerde. Für

die Bepflanzung, die bienen- und insektenfreundlich sein will, orientiert Gerhard Reuter sich bei der

Planung an hiesigen Arten. So kommen z.B. verschiedene Kleearten, Taubenkropfleimkraut,

Wiesenschaumkraut, Margerite, Wiesenpippau oder Kleines Habichtskraut genauso zur Verwendung

wie Aufrechtes und Kriechendes Fingerkraut, Kleiner Sauerampfer, Wilde Karde oder Lichtnelke.

Wildsträucher und niedrigwachsende Baumarten wie Haselnuss, Wildapfel, Schlehe oder Salweide

ergänzen das Bild. Insgesamt kommen an die 100 Arten zusammen.

Die geplante Fläche erstreckt sich vor dem Plenarsaal zwischen dem BRF-Gebäude und dem vom

Schachclub Eupen genutzten Gebäude. Nachdem das Projekt beim Präsidium des Parlamentes auf

offene Ohren gestoßen ist, werden Georges Heck als Vorsitzender und Karin Alt als Schriftführerin

der „Freunde von Muramba“ sowie Gerhard Reuter und ihre Unterstützer in den kommenden

Wochen und Monaten gerne auf die Angebote, Anregungen und Vorschläge der Bürgerinnen und

Bürgern sowie der verschiedenen Institutionen eingehen, um das Ziel zu erreichen, aus diesem

Projekt ein Geschenk der Bevölkerung an ihre Parlamentsvertretung zu machen.

Ein Mini-Ostbelgien als Symbol für Vielfalt und dafür, dass alles in allem ist

Dabei soll der Grundgedanke im Vordergrund stehen, wonach, bei aller Diversität, „alles in allem“ ist,

wir nur eine Erde und eine gemeinsame Verantwortung für deren Fortbestehen haben. Das

Ostbelgien-Beet, das sich harmonisch in die aktuell noch ziemlich monotone Rasenlandschaft einfügt

und die beiden Bestandbäume auf dem Areal einbindet, soll nicht nur die Menschen, die dort

arbeiten, sondern auch gelegentliche Besucher und Besuchsgruppen des PDG anziehen.

„Kommunikation ist das, was uns Menschen zusammenhält, im Kleinen wie im Großen, das leben wir

seit fast 70 Jahren mit unseren Freunden in Muramba“, so Karin Alt. „Und es ist längst

wissenschaftlich belegt, dass auch Pflanzen untereinander kommunizieren“, ergänzt Georges Heck.

 

Damit das Projekt lebendig bleibt, ist nachhaltige Verpflichtung von Bürgern notwendig

Deshalb sei das Pflanzenbeet mit seinen steten Veränderungen, seinem Wachstum und seiner

Dynamik durch die vier Jahreszeiten das ideale Symbol für Ostbelgien und seine Entwicklung über die

Jahrzehnte. „Und diese Entwicklung wird weitergehen, die Bürgerversammlung und die Gespräche

über eine Weiterführung und Vollendung der Staatsreform deuten in die Zukunft Ostbelgiens“, ist

Georges Heck überzeugt. Das Mitwirken der Bürgerinnen und Bürger, der ostbelgischen

Zivilgesellschaft, der Bildungseinrichtungen und sozialen Einrichtungen, aber auch der Gemeinden

und Unternehmen ist für die Projektinitiatoren unerlässlich. „Wenn wir das nicht zustande

bekommen, dann ist das Projekt tot“, ist Heck formell.

Deshalb richten die Urheber des Projektes einen Appell an Vereine, an Einzelpersonen, die einen

grünen Daumen haben, an Vereinigungen und Verbände, an Vertreter der Wirtschaft, sowie an die

Verantwortlichen in den neun deutschsprachigen Gemeinden und alle Interessierten sich unter den

unten angegebenen Adressen zu informieren und, vor allem, sich zur Mitarbeit anzubieten.

Der konkrete Start des Projektes ist für das Jahr 2024 geplant. Es wird sich über die Folgejahre

fortsetzen. „Es soll ein lebendes Projekt sein“, so Gerhard Reuter, „das nicht nur Pflege und

Unterhalt, sondern ständige Erneuerung braucht“.

Über die Medienpartner BRF und GE-Medien mit dem Grenz-Echo und den beiden Wochenblättern

sowie online werden Interessenten über den Fortgang des Projektes auf dem Laufenden gehalten.

 

Die Initiatoren

Freunde von Muramba

Die Geburtsstunde der “Freunde von MURAMBA” schlug nachdem das Dekanat Eupen unter der

Leitung des Dechanten Ledur und des Industriellen Morschel, beide aus Eupen, ein JA-Wort an die

Bischöfe aus Nyundo (Ruanda) und Lüttich gaben, um den in großer Armut und Hungersnot lebenden

Afrikanern tatkräftig unter die Arme zu greifen.

So wählten die menschzentrierten Gründer 1955 schon als Motto: “Hilfe zur Selbsthilfe”.

Es entstand eine bis heute lebendige Partnerschaft, die Projekte aller Art stemmt: Wasser- und

Stromleitungen legen, wenn erforderlich, Hungersnot bekämpfen, zahlreiche Schulbauten errichten

und renovieren, Kirchen und Brücken bauen, Aus- und Weiterbildungshaus für Erwachsene

konzipieren … Immer wieder finden gegenseitige Kontakte und äußerst bereichernde Austausche

statt.

Der Genozid 1994 mit rund 1 Million Toten stellte einen grausamen Einschnitt bei der einheimischen

Bevölkerung dar. Die Menschen sind seither mit Erfolg friedvolle Wege gegangen. Im Juni dieses

Jahres konnten sechs “Freunde von MURAMBA” vor Ort zufriedene, eifrige, singende, tanzende

Menschen begegnen und in geselliger Runde mit ihnen feiern. Zeichen der Dankbarkeit standen allen

ins Gesicht geschrieben.

AVES Ostkantone

Seit 1969 setzt sich AVES-Ostkantone für die Belange des Naturschutzes in Ostbelgien ein. Ein heute

noch stets aktuelles Thema. Vieles hat sich geändert, deshalb ist aktiver Naturschutz ohne Bildung

und ohne Information im naturkundlichen Bereich nicht möglich. Auf diesen Grundpfeilern

beruhend, stellt sich das Betätigungsfeld der Vereinigung ohne Gewinnerzielungsabsicht AVES-

Ostkantone heute dar. Als anerkannte Erwachsenenbildungsorganisation bietet AVES-Ostkantone

unter fachkundiger Leitung eine Reihe von Weiterbildungsangeboten, in Form von Exkursionen,

 

Referaten, Kursen und praktischen Betätigungen im Naturschutz. Mehr zu unseren Veranstaltungen

finden Sie unter „Veranstaltungskalender“. Jeder ist eingeladen, sich einzubringen. Sei es als passives

oder aktives Mitglied. Zurzeit zählt die Vereinigung rund 700 passive und 20 aktive Mitglieder, die

sich einer sinnvollen, lehrreichen und erlebnisreichen Freizeitbeschäftigung widmen.

Mehr zum Veranstaltungsangebot unter www.aves-ostkantone.be

 

König Baudouin Stiftung – Der Bürgerfonds Ostbelgien

Der Bürgerfonds Ostbelgien (www.buergerfonds.be) ist ein Fonds von Ostbelgiern für Ostbelgier und

ist Teil der König-Baudouin-Stiftung. Er unterstützt Initiativen und Organisationen, die sich für die

Mitbürger einsetzen, getreu dem Motto „Gemeinsam mehr bewegen“. Wir vertreten die gleichen

Werte wie die König-Baudouin Stiftung – Transparenz und Unabhängigkeit, Solidarität und Integrität,

Pluralismus und Respekt der Vielfalt. Wichtig sind uns darüber hinaus aber auch die Werte

Innovation und Nachhaltigkeit

Unser Einsatzgebiet ist der Lebens- und Schaffensraum der Ostbelgier. Hierzu zählen die 9

Gemeinden der Deutschsprachigen Gemeinschaft und alle angrenzenden Gemeinden in Belgien, in

Deutschland und in Luxemburg.

Der Bürgerfonds Ostbelgien unterstützt Projekte in den Bereichen

 

– Soziales Engagement

– Aus- und Weiterbildung

– Kreativität und Entrepreneurship

– Erhalt des Kulturerbes

– Kulturengagement

– Regionalentwicklung.

Ein Projekt von „Freunde von Muramba“ und „AVES-Ostkantone“ für das Areal am PDG